Die 1,2% FDP, Zünglein an der Waage gegen 11 200 Schlecker-Mitarbeiter

Die 1,2% FDP, Zünglein an der Waage gegen 11 200 Schlecker-Mitarbeiter

Am 23. Januar 2012, nämlich an dem Tag, an dem Schlecker Insolvenzantrag gestellt hatte, war das Schicksal von 11 200 Mitarbeitern, hauptsächlich Frauen, bereits beschlossen. Wer glaubte, dass nach Milliardenhilfen für Griechenland, Millardenzuschüssen für desolate Bonusbanken und -bänker, wer glaubte, dass mit nur 4 Jahresgehältern eines Winterkorns etc. etc., eine Schlecker-Auffanggesellschaft mit daran gemessenen Peanuts in Höhe von 70 Millionen € vom Bund eine automatisierte, beschlossene Sache sein würde, der wurde eines Besseren belehrt. Nichts ist’s geworden, alle Schleckergetreuen müssen ihr Ränzlein packen und die Arbeitsagenturen bevölkern.

Ein Teil der rot-grünen Baden Württembergischen Regierung, „Juniorpartner“ des Übervaters Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Nils Schmid, SPD, eilte demokratiebewandert und -einfordernd durch die Lande und sah seine Chance gekommen. Ein Teppich für seine Profilierung war ausgebreitet.

Die Gunst der Stunde war gekommen, die Grüne hielt still, Nils Schmid kämpfte für die Schleckerfrauen. Dass Verkäuferinnen und Kassiererinnen bei Schlecker eher nicht zu den verbliebenen FDP-Wählern gehören, muss man nicht erwähnen, und dass es sehr schwierig werden würde, mit 15 anderen Landesregierungen über eine gemeinsame Bürgschaft zu verhandeln, ließ die anderen Parteien, auch Kretschmann, ruhen und zugucken, wie sich Nils Schmid da durchwurschtelt.

Aber Schmid hatte keinen Plan B in der Tasche, und schon gar keinen mit der FDP. Bis zur letzten Instanz gestern in Bayern war er optimistisch und überhörte die drohenden Zwischentöne, dass es einen automatisierten Selbstbedienungsladen in den Ländern für öffentlich gemachte Entlassungswellen nicht geben werde. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch im reichen Bayern Einzug gehalten, so waren sich in der Schlecker-Frage der CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer und der bayerische FPD Wirtschaftsminister Martin Zeil ungewohnt einig bei der Ablehnung der Transfergesellschaft. Beide blieben stur und verteidigten ihr klares Nein, es sei denn, alle Bundesländer würden sich an einer Lösung beteiligen.

FDP Wirtschaftsminister aus Niedersachsen und Sachsen sagten kurz vor dem endgültigen Aus für die Schlecker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, zu einem Fortführungskonzept beizusteuern, dasselbe erklärte auch der bayerische Finanzminister Söder, „post Bayern-LB“. Und die unterschätzte FDP sah ihrerseits die Chance gekommen, ihr marktliberales Profil und ihr Demokratieverständnis unter die Menge zu jubeln.

Jetzt sei es höchste Priorität, so Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, FDP, der sich bis zu diesem Einsatz in Schweigen gehüllt hatte, schnellstmöglich den Weg für die Schleckerfrauen zu ebenen und ohne Unterbrechung adäquate Anstellungen zu finden. Immerhin werden deutschlandweit mehr als 25 000 Verkäuferinnen und Verkäufer gesucht, der Arbeitsmarkt steht bereit!

Und die Hoffnung ist zuletzt gestorben.

 

 

 

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