Costa Concordia, ein sinkendes Grab und Pulverfass
„Man“ tut das als großartiger, erfahrener Kapitän immer mal wieder, den Kurs zu verlassen, um den Passagieren eine schöne Aussicht zu bescheren, aber auch um seine eigenen seemännischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und letztlich, um manchen Besatzungsmitgliedern die Gelegenheit zu geben, sich per dröhnendem Schiffshorn von den Lieben zu verabschieden.
Das müssen jetzt die Lieben vieler Kreuzfahrttouristen auch tun, ohne Tam Tam und ohne schöne Aussicht, dafür für immer und ewig. Ein seit jeher auf allen Seekarten eingezeichneter Felsen wurde den Menschen und dem Schiff zum Verhängnis. Ein Kapitän, der bis zuletzt alles abstreitet, der keinen Fehler eingesteht und der weit vor der Evakuierung das sinkende Schiff verlassen haben soll, wird seine letzte Seefahrt angetreten haben. Wertvolle Minuten lang, die zur Rettung aller Mitreisenden hätten beitragen können, haben Kapitän und 1. Offizier den Leuten einen technischen Fehler vorgegaukelt. Minuten, in denen wohl jeder seine Kabine verlassen hätte, wenn diese Schiffführer die Größe besessen hätten, Klartext zu reden, ohne anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Heute wurden erneut 5 Leichen geborgen, immer noch gelten ein paar Dutzend Menschen als vermisst, Maestro Capitano Francesco Schettino hat aber alles richtig gemacht. Die Vermissten werden entweder tot gefunden werden, oder für immer verschwunden sein, Giftmüll und Öl werden aus dem Wrack austreten und ein wertvolles Walschutzgebiet mehr als gefährden, die kleine Insel Giglio, die vom Tourismus zum größten Teil lebt, bangt um die Existenz, ein Drama, von Hand geschmiedet.
Die Costa Concordia verfügte über die neueste technische Ausstattung und über perfekte Navigationsgeräte. Dass auf einem derartigen Schiff kein Notstromaggregat für Stromausfälle jeglicher Art zur Verfügung steht, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ein Stückchen Dolce Vita verliert seine Anziehungskraft.