Alptraum Gorch Fock, Menschen und Befehlsgewalt eindeutig missbraucht
Die Kritiken an den Ausbildungsmethoden bei der Bundeswehr reißen nicht ab, was sich im Kleinen zu Lande abspielt, wird durch den aktuellen Fall Gorch Fock in um ein Vielfaches potenzierter Form deutlich. Menschen, die andere Menschen fördern und ausbilden sollen, können (und wollen) mit der ihnen eingeräumten Macht nicht umgehen. Machtmissbrauch getrieben von unmenschlicher und dummer Selbstaufwertung. Was sich auf der Gorch Fock schon lange abgespielt haben muss, ist eine unendliche Tragödie. „Die da oben zeigen denen da unten eindringlich, wer das Sagen hat“. Aus lauter Angst vor dem Versagen führten Offiziersanwärter und Kadetten Befehle aus, die mit dem vereinbarten Ziel rein gar nichts zu tun hatten und haben. Das scheint u.a. ein Grund dafür zu sein, dass bisher das Vertuschen von demütigenden Aktionen der Ausbilder gelungen ist. Nach dem Tod einer Kadettin, die gebeten hatte, von dieser Übung absehen zu dürfen, brechen die ersten das Schweigen.
Mit eigenen Augen mussten die Auszubildenden mit ansehen, wie ihre Kollegin in den Tod stürzte, dennoch versuchte man ihnen vorzugaukeln, dass das nicht zu schlimm sei und dass so etwas dazu gehöre. Cola zur Stimmungsaufhellung, platte Darstellungsweisen des Unfalls, Lügen und Intrigen, bis hin zur Demütigung derer, die keine Kraft mehr hatten, die Situation emotionslos hinzunehmen. Die Rede des Kapitäns Norbert Schatz nach dem tödlichen Unglück konnte mit Verlaub nicht schlimmer sein, als sie war. Der Vergleich mit abstürzenden Flugzeugen oder Autounfällen und der Hinweis, dass eben solche Dinge passieren, konnte unpassender und ignoranter nicht sein. Von Meuterei war lt. Angaben von Augenzeugen keine Rede. Ein bösartiger Versuch, von der eigenen Unfähigkeit und Schuld, wieder zu Lasten der traumatisierten Offiziersanwärter, abzulenken. „Einer der Ausbilder sagte: ´Hier wird seit 50 Jahren ausgebildet und solche Unfälle hat es früher nicht gegeben. Das liegt daran, dass heute viel mehr minderwertiges Menschenmaterial an Bord ist.´“
Dieser Ausbilder und viele andere schreckten auch nicht davor zurück, Wetten abzuschließen, wer welche Offiziersanwärterin wie schnell rumkriegt, das letzte Mal direkt nach dem Todessturz! Dazu fällt einem nichts mehr ein.
Karl-Theodor zu Guttenberg muss derzeit viel Sumpf durchschreiten, wenn es um sein Ressort geht. Der erste Kopf ist gerollt, der Kapitän der Gorch Fock wurde abgesetzt.
Wie im Spiegel zu lesen ist, fordert die Mutter der Soldatin, die auf der Gorch Fock auf das Deck fiel den Rücktritt des Kapitäns. So traurig das alles ist und der Schmerz sicher nachvollziehbar ist, soll man doch nicht vergessen, dass die Soldatin nicht den Beruf einer Altenpflegerin gewählt hat, sondern den einer Soldatin. Also der Tot schon von berufswegen allgegenwärtig ist. In den vergangenen zwölf Jahren habe es auf dem Schiff immerhin sechs Tote gegeben. Also war das kein Einzelfall gewesen. Aber der Minister ist wohl auch ein Getriebener, öffentlichkeitswirksam hat der jetzt den Kapitän abgesetzt. Da hat sich jemand sehr schnell ein Urteil gebildet.
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