Count Down auf der Grünen Insel
Ein schwindelerregender Immobilienboom, der maßgeblich für die jetzige Pleite Irlands ist, dessen Ursachen jedoch nicht erkannt werden wollten, hat die irische Regierung in die Knie gezwungen, denn anders als es in Griechenland war, wurden in Irland bereits seit über 2 Jahren einschneidende Sanierungsmaßnahmen ergriffen, ohne dass dies von Oben gefordert war. Das alles spielt jetzt keine Rolle mehr, denn die Iren sind sauer auf ihre Politiker. Der irische Premierministers Cowen und sein Finanzminister Lenihan haben ihr Volk nicht rechtzeitig aufgeklärt. Ohne Vorwarnung müssen die jetzt den Brocken, der ihnen hingeschmissen wurde, erst einmal verdauen. Erst in den vergangenen Tagen haben Cowen und Lenihan zugegeben, dass eine Finanzhilfe durch EU und IWF für das Land unausweichlich sei. Viel zu spät, um „ihre Schäfchen“ beisammen zu halten.
Irland war nach einem erstaunlichen Aufstieg in den letzten 20 Jahren mit am härtesten von der Krise betroffen. Noch im Jahr 2007 wurde die Kraft des „keltischen Tigers“ von Europa bewundert. Seit Beginn der Krise ist Irland aber rasant von seiner einstigen Wohlstandsposition zurückgefallen. Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall.
Aber. Die Iren haben sich nicht beschwert und sie sind auch nicht auf die Straße gegangen und haben Autos angezündet, sondern sie hatten das pragmatische Einsehen zu den damals auferlegten Sparmaßnahmen. Umso mehr muss es sie jetzt verständlicherweise schmerzen, dass ihr Engagement eine Einbahnstraße war. Daher wird auch jetzt das Notpaket der Europäischen Union und des Währungsfonds von der irischen Bevölkerung eher mit Erleichterung als mit Zorn angenommen. Dabei trifft das Rettungspaket viele ärmere Länder, die für das vergleichsweise reiche Irland gerade stehen müssen.
Armes Irland, reiches Irland. Den Koalitionspartner der Grünen, die Fianna Fail Partei, die seit 23 Jahren fast ohne Unterbrechung mit an der Regierung ist, sehen die Wähler bereits in der Opposition. Und es ist fraglich, ob Premierminister Cowen und Finanzminister Lenihan ihre Geschäfte bis zum regulären Wahltermin im Frühjahr 2012 fortführen können.