Man unterstellt uns Deutschen, dass wir ein besonderes Talent dazu hätten, Angst zu haben. Das Schlagwort „German Angst“ kursiert international. Aber ist es berechtigt? Wovor haben die meisten von uns Angst? Sie sorgen sich um Altersarmut, Jobverlust, Flüchtlingskrisen, Datenunsicherheit, TTIP, Terrordrohungen oder Klimawandel.
Schätzungen zufolge ist jeder sechste Deutsche von einer diagnostizierten Angsterkrankung betroffen. Das sind etwa 12 Mill.Menschen und die Tendenz ist steigend. (Im Verhältnis sind es aber nicht mehr als in den USA.) Therapeuten klagen die Medien an, die mit Informationsdauerfeuer immer nur Negatives melden. Mit Angst lässt sich auch Geld verdienen, darum wird sie von vielen Geschäftszweigen betont: Versicherungen, Alarmanlagenbauer, die Baubranche, Sicherheitsdienste usw.
Die Arbeit der Therapeuten konzentriert sich darauf, Angststrukturen mit positiven, zukunftsweisenden Themen aufzubrechen. Sie meinen, es würde der Gesellschaft helfen, die Veränderungen, die uns bevorstehen positiv zu besetzen und Ziele aufzeigen, die erreichbar sind. Auch müsse man sich klar machen, dass eine Demokratie immer etwas Bedrohtes ist, die nur funktionieren kann, wenn alle daran mitarbeiten.
Die Schriftstellerin Sabine Bode, die mit ihren Büchern über die Kriegs – und Nachkriegskinder die Ängste der Deutschen beschrieben hat, meint:“Die Verunsicherung der Menschen zeigt, dass die Globalisierung jetzt bei allen angekommen ist, mit all ihren unkontrollierbaren Gefahren. Durch unsere Geschichte fehlt unserem Land aber eine Tradition des Patriotismus, der das wichtige Gemeinschaftsgefühl stützen könnte. Nur die junge Generation erfährt ein positives Nationalgefühl. In aller Welt trifft sie auf deutliche Sympathien. Berlin ist z.B. die beliebteste Stadt bei jungen Menschen!“