Weihbischof Anton Losinger, bisher Mitglied im Deutschen Ethikrat, warnt vor den Folgen der sich rasant entwickelnden genetischen Diagnostik. Seine Sorge wird von vielen Bürgern geteilt: In welche Richtung wird sich unsere Gesellschaft entwickeln, wenn die Wissenschaft und Forschung alles umsetzen darf und kann, was möglich ist?
Das könnte bedeuten: ein Eingreifen in die Grundstruktur der menschlichen Person. Es ist möglich geworden, das Erbgut von Organismen „umzuschreiben“! Dieser Prozess nimmt gerade erst Fahrt auf.
Ein Anfang war die pränatale Diagnostik, bei welcher eine Vielzahl genetischer Defekte festgestellt werden können. Welche Eltern sind dann bereit nach einer solchen Diagnose ein Kind zu akzeptieren? Die gesellschaftliche Einstellung zu Behinderten verändert sich.
Die Forschung des Gentechnik Pioniers Craig Venter macht es möglich, das menschliche Gnom zu entschlüsseln und die Genetik des Menschen darzustellen. Das wirft ethische Fragen auf. Großkonzerne könnten ihre Personalpolitik mit Hilfe solcher Daten optimieren. Zum Beispiel vor der Einstellung eines Mitarbeiters einen Gentest verlangen.
Die weitreichenden Folgen für die Gesellschaft sind gar nicht absehbar.
Jeder von uns kann heute schon sein Erbgut dechiffrieren lassen. Allerdings ist es nicht billig. Das wirft immense soziale Fragen auf: Was passiert, wenn man menschliche Eigenschaften programmieren kann? Wer trifft diese Entscheidungen und weiß welche Risiken damit verbunden sind?
Ob der Deutsche Ethikrat diese Zukunftsfragen beurteilen kann und muss?