So mancher von uns macht sich Sorgen darum, wie es zu schaffen ist, die Neuankömmlinge gut zu integrieren. Sie kommen zum Teil aus einem Kulturkreis der unsere Vorstellungen über die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht teilt oder lebt. In ihren Herkunftsländern gibt es noch häufig den sogenannten „Ehrenkodex“. Das bedeutet, die männlichen Mitglieder der Gesellschaft meinen, Mädchen und Frauen müssten sich unterordnen und sich züchtig benehmen, besonders im Bereich der Sexualität. Tun sie das nicht, besteht die Ansicht, sie würden die Familie entehren. Es hat auch in Deutschland unter dem Einfluss dieser Vorstellungen dramatische Situationen, sogar Morde gegeben!
Ein Programm der „Brücke“ in Augsburg hat sich des Themas angenommen und bindet junge Männer aus diesem Kulturkreis in einen 9 monatigen Kurs ein, der sich „Heroes“, also Helden nennt. Engagierte Pädagogen diskutieren mit den jungen Leuten über die Themen Ehre und Gleichberechtigung. Mit Rollenspielen werden unterschiedliche Situationen durchgespielt. Provokationen durch einen Gewaltpsychologen sollen den Männern ihre Aggressionen aufzeigen und mit deren Hilfe lernen sie, diese Gefühle zu spüren, zu analysieren und zu kontrollieren. Nach neun Monaten erhalten sie ein Diplom. Und dann werden sie in Schulen eingesetzt, um Workshops zu halten. Sie zeigen mit Rollenspielen, wie Familien mit einer Ehrenkultur funktionieren: Einer von ihnen spielt zum Beispiel den Vater, der den Sohn (gespielt von einem Schüler) unter Druck setzt, weil er das Verhalten seiner Schwester nicht kontrolliert. In den anschließenden Diskussionen wird so manche Vorstellung korrigiert.
Bei Studien über eine solche Gruppe in Berlin zeigte sich, dass die Teilnehmer der
„Heroes-Gruppe“ Gewalt gegen Frauen besonders deutlich ablehnen! Die Lehrkräfte haben außerdem festgestellt, dass sich ihre Schüler zum ersten Mal bewusst mit dem Begriff „Ehre“ auseinandergesetzt haben.