Papst trifft Papst, ein geschichtsträchtiges Ereignis
Benedikt, der emeritierte Papst, hat Franziskus, den amtierenden Papst, zu einer Unterredung nach Castel Gandolfo, dem Feriendomizil der Päpste, eingeladen. Beides konservative Kirchenoberhäupter, die sich schon lange kennen.
Benedikt XVI. war zurückgetreten, da ihn die Last des Amtes und die Affairen rund um die katholische Kirche erdrückt zu haben scheinen, außerdem war er sichtlich geschwächt und gealtert, der Rücktritt war also bewundernswerte Konsequenz. Wenn, ja wenn da nicht die Schlammschlacht um die „Vatileaks“-Affäre, um gestohlene Dokumente im Vatikan, sowie eine seit langem mehr als notwendige Reform der Kurie angestanden hätten. Das alles soll nun Fanziskus richten. Und der prescht mit einer rasenden Geschwindigkeit voran, pfeift auf Vorgaben seiner Bodyguards, pfeift auf irgendwelche Kleiderordnungen, und zeigt, dass er der Papst des Volkes sein will.
Die beiden haben zusammen gebetet, gegessen und Benedikt hat Franziskus brisante Unterlagen ausgehändigt, deren Inhalt Josef Ratzinger wohl mitunter zum Rücktritt veranlasst hatte. Aber Papst Benedikt soll seine Gedanken zu dieser und vielen anderen Missständen und Affairen in einem Memorandum für seinen Nachfolger niedergeschrieben haben, ein schwacher Trost für schwierigste Aufgaben. Beide sind höchst gebildete Theologen, die sich verstehen. Beide haben Bücher geschrieben und die des anderen gelesen. Franziskus soll seit dem Konklave telefonisch mit Benedikt in Kontakt stehen, ein Berater will Benedikt aber nicht sein. Benedikt sprach Franziskus seine Hochachtung und seinen Gehorsam aus, mit der Wahl des Argentiniers scheint er zufrieden. Den Konklave verfolgte er, wie wir alle, am Fernseher.
Franziskus übergab Benedikt eine Madonnenfigur als Geschenk und Zeichen der Bescheidenheit mit den Worten: „Die Madonna der Bescheidenheit, erlauben Sie mir das zu sagen, hat mich an Sie denken lassen“. Mit brüchiger Stimme bedankte sich Benedikt bei Franziskus, bevor dieser in den Vatikan-Hubschrauber stieg und zurück zu seinen Amtsgeschäften flog. Bald wird Benedikt in ein Kloster im Vatikan ziehen, da können sich die beiden ja öfters sehen, oder ist das nicht erlaubt? Der nicht ganz so bescheidene Hubschrauber bliebe zumindest im Hangar.