Vettel auf Egotrip mit fadem Sieg in Malaysia
Es hätte wirklich schlimm ausgehen können für Mensch und Material. Dieses Rennen hätte sich Vettel wirklich sparen können, sein nicht ganz unbescholtener Ruf hat einen weiteren Knacks allemal abbekommen, ein unschöner Preis für seinen Sieg. Mark Webber, sein Teamkollege Nr. 2, hätte dieses Rennen leicht, locker und vor allem sicher nachhause bringen können, der Ehrgeiz des amtierenden Weltmeisters war stärker.
Der Rennstall hielt sich bei einem Überhol- und Abdrängmanöver zwischen Vettel und Webber die Hand vor die Augen und die Erleichterung war zwar groß, dass nichts Schlimmeres passiert ist, dennoch war diese selbst auferlegte Stallorder seitens Vettel nicht fair. Der Australier hat dann bei der Siegerehrung coram publico auch deutliche Worte gefunden vor einem Millionenpublikum. Er nahm sich (zurecht?) kein Blatt vor den Mund und griff Vettel inklusive Team öffentlich an. Der war ganz schön angepisst, wäre ich auch mit Blick auf den ersten möglichen Sieg.
Immerhin hat sich Sebastian Vettel entschuldigt, doch die Punkte werden ihm zugeschrieben Am Ende und in der Entscheidungsphase der Formel Eins Saison wird vielleicht kein Hahn mehr nach diesem Manöver krähen, außer Mark Webber, dem wichtige Punkte verloren gegangen sind.
Ähnliche Situationen lieferte das gesamte Rennen heute. Taktieren, Stallorder und Anweisungen „von oben“, die Rennfahrer selbst scheinen mir zu Marionetten degradiert zu werden. Nico Rosberg z.B. wird verständlicherweise ebenso stinksauer sein, bei ihm war’s aber tatsächlich Stallorder, hinter dem am Ende Drittplatzierten, Lewis Hamilton, bleiben zu müssen. Denn der Wagen von Rosberg war sichtbar schneller. Trotz mehrfacher Bitten über Funk, Hamilton überholen zu dürfen, blieb der Silberpfeil-Teamchef Ross Brawn hart. Mercedes wollte unbedingt beide Autos sicher ins Ziel bringen, eine schnellere Runde von Rosberg wäre für den technischen Zustand des Autos möglicherweise zu riskant gewesen.
Mit 40 Punkten übernahm Vettel mit diesem Sieg in Malaysia die Führung im Klassement, der Auftaktsieger Kimi Räikkönen belegt Platz 2 vor dem ausgebremsten Red Bull Fahrer Mark Webber. Bis zum nächsten Rennen in Shanghai gibt es ein wenig Zeit zum Luftholen und -rauslassen. Gesprächsbedarf ist genügend da, um sich die Zeit „totzuschlagen“.