Ein Himmelreich für’s Weibsein, die obligatorische Kritik an Günther Jauch’s Talk

Ein Himmelreich für’s Weibsein, die obligatorische Kritik an Günther Jauch’s Talk

Der größte Fehler, den Günther Jauch in seiner sonntäglichen Abendshow gemacht hat, ist der, ein Mann zu sein, und in einer Generation aufgewachsen zu sein, in der Frauen noch Komplimente als solche ansehen. Ich persönlich, Frau!, verstehe die Welt nicht mehr.

Da wird eine Plattform geschaffen für eine zugegebenermaßen schöne Politikerin, für unsere Alice, für eine 30jährige Twitterin, die höchst erzürnt über die flapsigen Bemerkungen der anwesenden Männer, außer denen des Stern-Auflagenpromoters und Chefredakteurs Osterkorn, reagiert, für Hellmuth Karasek, der es zugibt, sich am Anblick eines schönen Mädchens zu erfreuen und für die erste Nachrichtensprecherin Wibke Bruhns, die nichts anderes sagte, als dass Frau und Mann eben verschieden seien.

„aufschrei“ hätte schließlich mehr als 60 000 follower und Einträge und die sollten jetzt hier und auf der Stelle ernst genommen werden. Natürlich ist das Thema, das Rainer Brüderle uns allen mit auf den Weg gegeben hat, eines, das ernst genommen werden muss. Natürlich wollen wir Frauen mit Respekt behandelt werden und nicht mit anzüglichen Bemerkungen darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir schließlich nach wie vor das schwache Geschlecht sind. Dennoch ist die Lawine, die Anne Wizorek mit ihrem Twitter-Schlagwort #aufschrei losgetreten hat, in einem Bereich angesiedelt, der nicht minder unfair ist. Tatsächlich möchte ich wissen, warum sich eine Frau z.B. den Busen vergrößern lässt, warum sie das gegenständliche Dirndl anzieht, um ihr Dekollete hervorzuheben, warum sie an sich rumschneiden lässt, um für wen eigentlich attraktiver dazustehen? Und stellen Sie sich vor, ein Mann würde derlei Verschönerungen nicht bemerken.

Was sind das für Frauen in den Augen der Talkgästinnen? Keine etwa?

Laura Himmelreich hätte (vor über einem Jahr!!!) ja gerne nachhause gehen können, ist aber zu nächtlicher Zeit bei Herrn Brüderle an der Hotelbar geblieben, um Auflagensteigerndes aus diesem leicht angetrunkenen Mann rauszuzuzeln. Dass Brüderle zu dieser Zeit nicht mehr über Politik reden wollte, das muss man ihm gönnen. Und ein Handkuss und ein Kompliment sind in meinen Augen nicht das Drama, das derzeit darum gemacht wird. Wenn ein allzu menschliches Miteinander im Umgang zwischen Journalisten und Befragten nicht mehr sein darf, werden viele Journalisten ab sofort ziemlich in die Röhre schauen und die langweiligen Artikel, die sie dann noch schreiben können, interessieren in unserer voyeuristischen Gesellschaft eh niemanden mehr.

Respektvoll miteinander umgehen bedeutet doch hoffentlich nicht, zu Plastikrobotern mit einprogrammierten Regeln zu werden.

 

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