Philipp Rösler und seine heiligen drei Könige
Königstreu sind sie nicht mehr, die Teamplayer bei der FDP. Heute, am traditionellen Dreikönigstreffen muss Rösler verbal punkten, ob das gelingt, liegt im Stern über Betlehem. Am 20. Januar 2013 ist Schicksalswahl in Niedersachsen, der Heimat Röslers, und gleichzeitig Rücktrittsgebot des Vizekanzlers und Wirtschaftsministers, sollte die FPD die Fünfprozenthürde nicht erklimmen, da die Wahlprognosen nichts Gutes erahnen lassen.
Entwicklungsminister Dirk Niebel, ein Verlierer aus der Ära Westerwelle (der damals gegen die Bürokratie durch die Schaffung neuer Ministerien war), und Fraktionschef Rainer Brüderle werden heute ihre Reden halten, bevor Philipp Rösler die Bühne betritt. Niebel hat seine Zweifel an der Führungsqualität von Philipp Rösler bereits mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, Brüderle, der an Rösler schließlich sein geliebtes Wirtschaftsministerium abgeben musste, ist irgendwie auf seine Art loyal, auch wenn er sich ein Schmunzeln in Richtung seines „Chef’s“ manchmal nicht ganz verkneifen kann (?). Die Mehrheit der FDP-Wähler will, wenn überhaupt die Prozenthürde genommen würde, Brüderle, da kann man es sich erlauben, sehr gelassen loyal zu bleiben.
Und wenn wir schon von Königen reden, so darf als Dritter im Bunde derer, die Philipp Rösler an der Spitze irgendwann oder bald gefährlich werden könnten, Patrick Lindner, der Shootingstar der FPD, nie und nimmer fehlen. Die junge Wählerschaft und niemand Geringerer als Hans-Dietrich Genscher traut diesem Youngster einen Turnaround bei der FDP zu. Lindner ist jung und hat Wahlversprechen gegeben, und er wird nicht so dumm sein, diese gerade jetzt in der Krise nicht einzuhalten. Er hat seinen Wahlkreis und kann warten. Zumindest solange, solange möglicherweise folgender Kompromiss zustande kommt. Nämlich Rösler unter Aufsicht von Brüderle. Auch diese Variante ist eine, die Hans-Dietrich Genscher als „Vor-Lindner-Lösung“ gutheißen würde.
Philipp Rösler muss heute beweisen, warum er an der Führungsspitze der FDP bleiben darf. Sollten die Wahlen in Niedersachsen der FDP unter 5 Prozent bescheren, so wird’s eng.