EM in der Ukraine boykottieren? Sportlich oder unfair?
6 Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft richten sich alle Augen auf die Ukraine und das korrupte Machtregime. Hätte man sich das nicht vorher überlegen können? Die Ukraine und Polen teilen sich die Gastgeberrolle für die bevorstehende Europameisterschaft im Juni.
Joachim Gauck sagte bereits ein Treffen mit Janukowitsch und Co. ab, Merkel steht voll hinter diesem Beschluss, Sigmar Gabriel von der SPD plädiert darauf, dass von der deutschen Regierung niemand zur EM nach Kiew reisen sollte, um sich demonstrativ von der dortigen Politik und Polizeistaat Mentalität abzuwenden.
Julia Timoschenko, eine demokratische Oppositionelle, siecht totkrank dahin und wurde offensichtlich misshandelt und geschlagen. Sie befindet sich im Hungerstreik und möchte sich nur von ausländischen Ärzten behandeln lassen, die heimischen Ärzte, meist Regimeunterstützer, haben sie krank gemacht. Dass es solche Zustände Mitten in Europa geben kann, werde ich nie verstehen. In der Heimatstadt von Julia Timoschenko, die jedoch nicht zu den Austragungsorten der Fußball EM gehört, Dnjepropetrowsk, lieferten sich Gegner und Befürworter eine Schlacht mit Toten und Verletzten.
Aus Sportlersicht mag es unfair sein, die Spiele in der Ukraine nicht anzuschauen, aber es müssen endlich Zeichen gesetzt werden, denn die Europameisterschaft ist schließlich auch für die dortige Wirtschaft von enormer Bedeutung, und wenn es gelänge, mittels Boykott auf die Missstände und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, wäre mehr erreicht, als das Feiern eines europäischen Fußballmeisters.
Die Sportler können nichts dafür, aber sie haben die Macht, etwas dagegen zu tun.