Offer packt seine Koffer
Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums und somit des Herrn Finanzministers Dr. Wolfgang Schäuble, Michael Offer, zieht nach der letzten Rüge seines Chefs in aller Öffentlichkeit die Konsequenzen und tritt als Sprecher und Untertan zurück. Wolfgang Schäuble, der seit ca. 20 Jahren nach einer Attacke auf sein Leben querschnittsgelähmt ist, war es offensichtlich leid, dass seine Arbeitsanweisungen nicht das erste Mal nicht nur nicht erhört wurden, sondern ganz einfach und lapidar aus Beamtensicht des Ausführens nicht Wert waren. Ein Sprecher ist bzw. soll sein ein enger Vertrauter und Intimkenner aller Vorgänge rund um seinen Chef und dessen Pläne. Ein derartiges Vertrauensverhältnis konnten die beiden in einem Jahr nicht aufbauen, woraufhin es letztlich zum High Noon kam, Wolfgang Schäuble platzte schlicht und ergreifend der Kragen, und das in einem Moment, an dem es alle sehen konnten und mussten.
Der äußerst zurückhaltende Offer hat nicht das erste Mal quasi die Arbeit verweigert. Und dass bei einer wichtigen Pressekonferenz die benötigten Unterlagen nicht zur Hand sind, ist schon irgendwie ein Grund, seinem Unmut Kund zu tun. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Entscheidungen und Handlungen für gut oder für schlecht geheißen werden, getreu dem Motto: „Ich Chef, Du Nix!“. Die bissige, hämische und ironische Art von Wolfgang Schäuble sollte man, muss man aber nicht verstehen. Auch Behinderte haben keinen Freifahrtschein und können nicht um sich schlagen, wie sie es gerade wollen. Während der Klinikaufenthalte gelang es Offer immerhin, seinen Chef trotz der vielen Ausfälle als starken Minister zu verkaufen, der auch vom Krankenbett aus straff weiter regiert. Keiner weiß, warum Wolfgang Schäuble seine Majorität in dieser eher unwürdigen Art und vor allem vor aller Öffentlichkeit dermaßen ausgespielt hat. Keiner weiß, was vorher bereits vorgefallen ist (vorgefallen sein muss), denn im Grunde genommen trennen sich hier zwei Menschen, die man als stilsicher einschätzen kann, die aber gegensätzlicher gar nicht sein können.
Michael Offer wird nicht, wie das in der freien Marktwirtschaft der Fall wäre, arbeitslos. Er wird seinen Salair in gleicher Höhe an anderer Stelle (oder auch nicht) beziehen, denn er ist Beamter. Und damit kann er sich diese „Köhlermanier“ leisten. Bekannt gemacht hat ihn diese Debatte allemal. Und Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble hat sein Image nicht gerade aufpoliert, das müsste er jedoch, denn die Daten und Fakten in gerade diesem Ressort interessieren die Bürger am allermeisten. Es geht um unsere Steuergelder. Und von denen wird jetzt Michael Offer weiterhin gut bezahlt, ob er arbeitet oder nicht.
