Bayern ist Spitzenreiter, leider auch bei Missbrauchsskandalen

Bayern ist Spitzenreiter, leider auch bei Missbrauchsskandalen

Die Bayern sind Spitzenreiter in sehr vielen Kategorien, z.B. als Touristenmagnet, z.B. in der Wirtschaft, sowieso in Sachen Fußball, leider auch in Sachen „Teuer“, aber der Spitzenreiter in Sachen Missbrauch, uns zwar nicht nur in katholischen Institutionen!, ist Bayern auch. „Schamma muast oder soist Di!“ Eines der viel gesprochenen Zitate unserer Erzieher, der Vorzeigebayern per se, oftmals gebraucht noch vor nicht allzu langer Zeit an den Schulen, häufig von Pfarrern, Priestern etc. in der (meist) katholischen Kirche. Traditionsfeste Bayern sieht man rausgeputzt selbstverständlich am Sonntag in der Kirche, wenn einer mal nicht kommt, wird skandalös getuschelt, ist man traditionell empört und schammt se für den Nächsten. Nächstenliebe, wie es alle christlichen Religionen, also wirklich alle, predigen und das zu Recht, wird praktiziert, indem man bekehrt, indem man will, dass der andere gefälligst so ist, wie man es sich wünscht. Schon lange hat dieses große Wort an wahrer Bedeutung verloren.

Was die anderen von einem halten, dass die anderen nichts erfahren von etwaigen wie auch immer gearteten Schmerzen oder korrekturbedürftigen menschlichen Fehltritten oder gar Fehlern, ist in unserem Bayern mit all seiner Tradition der Wertansatz, der zählt. Abstrampeln und Vertuschen, um geachtet zu werden.

Dass der traurige Missbrauchs-Rekord gerade in Bayern erzielt wurde und wird, liegt natürlich nicht nur daran, dass bayerische Katholiken die Fürchterlichsten sind, sondern daran, dass es in Bayern die meisten katholischen Einrichtungen, Kirchen, Schulen, Kindergärten etc. gibt. Das mindert natürlich nicht im Entferntesten die Schuld, es gibt aber Anlass, ein wenig zu aliquotieren. Selbst nach dieser mathematischen Korrekturmöglichkeit behält unser himmlisches Bayern diese Spitzenposition jedoch inne(und sollte sich schamma).

Mit der gestern vorgestellten Kampagne aus Plakaten und Fernsehspots des Regisseurs Wim Wenders, der für dieses Anliegen kein Geld verdient, will man weitere Opfer ermutigen, sich zu offenbaren. Die Kampagne läuft unter dem Slogan „Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter“. Seit dem „Dammbruch“ im Frühjahr, als zuerst die kirchlichen Missbrauchsfälle, dann die aus Internaten und anderen Institutionen bekannt wurden, ist die Zahl der Anrufe bei der Bundesbeauftragten für Missbrauchsfälle, Christine Bergmann, nicht deutlich zurückgegangen.

Eines allerdings ist Bergmann besonders aufgefallen: Aus Ostdeutschland kamen nicht mal acht Prozent der Anrufe und Schreiben. Das Vertrauen in den Staat ist im Osten geringer. Und: Die Tabuisierung von häuslicher und sexueller Gewalt war in der DDR stärker als im Westen. „So was passte nicht ins Bild vom strahlenden Sozialismus“. Die Angst vor der Obrigkeit wirkt scheinbar bis heute nach.



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