Hilfe, wir renovieren!
Gerade habe ich meinen Lappy unter einer Plastikfolie hervorgeholt, trotz Folie viele schöne weiße Farbspritzer! Sieht viel besser aus als vorher und hat noch einen großen Vorteil, er ist unverwechselbar. Denn mit den Laptops geht’s mir immer so, wie mit den schwarzen Trolleys an der Gepächausgabe. Alle sehen gleich aus und jeder schaut gleich blöd in der Gegend rum, um seinen Koffer zu erspähen.
Jedes Mal nehme ich mir vor, dass ich für meinen nächsten Flug meinen Koffer so kennzeichne, dass er unverwechselbar ist. Und jedes Mal, wenn mir das wieder einfällt, bin ich eh schon kurz davor, den Flieger zu versäumen. Also nix mit Unverwechselbarmachen, raus aus der Tür, rein ins Taxi und so schnell wie möglich zum Flughafen. Schweißgebadet gerade so eben noch eingechecked, Gate A 111. Ist im anderen Terminal, eh klar. Also: „Auf die Plätze, fertig looooooooooos!“ Sicherheitscheck, mal wieder den Gürtel angezogen, der eine riesige Metallschließe hat und der noch dazu eigentlich zu breit ist für die Gürtelschlaufen. Das Ausziehen kostet also entsprechend Zeit, dass mein Flieger gleich weg ist, interessiert hier ja wieder einmal niemanden. Auch das ist klar, Sicherheit geht vor.
Geschafft, die Groundstewardess am Gate A 111 schaut mich vollkommen entnervt und nicht gerade mit ihrem schönsten Lächeln an, alle Fluggäste stehen seit ungefähr 20 Minuten im Bus und warten nur auf mich. Alle sind sehr zuvorkommend und freundlich, als ich so mit knallroter Birne „dahergeschlendert komme“, Gürtel in der Hand, Hose an den Knien. Ganz laut und deutlich sage ich „Guten Morgen“, keiner gibt mir auch nur das klitzekleinste Anzeichen von Erwiderung, komisch oder? Im Flieger bekommt meine purpurrote Gesichtsfarbe wieder einen menschenähnlichen Touch, mein Sitznachbar hat offensichtlich nicht mitbekommen, neben welcher Kriminellen er sitzt. Das erleichtert mich dann schon und ich freue mich auf den nicht wegzudenkenden Tomatensaft mit viel Pfeffer.
Ich musste während dieses Fluges gottseitdank nur 2 x pieseln, denn der Gang hinter zur Toilette erwies sich als Spießroutenlauf: Man erkannte mich wieder!
Angekommen!!! Fast als Erste renne ich dieses Mal zum Bus, stelle mich ganz dünn gemacht (was schwierig ist bei mir!) in eine Ecke und harre der Dinge. Und jetzt? Ja klar, die Gepäckausgabe, geil. Erst kommen zwei Disney-Mickeymouseköfferchen mit rosa Schleifchen daher. Naja, geht ja noch. Ab dann geht’s aber wieder von vorne los. Ungefähr 30 schwarze Reisetrolleys, alle gleich aussehend, purzeln hintereinander auf das Fließband und ca. 80 % der Reisenden drängeln sich ans selbige, um ihren Koffer unter den anderen rauszufischen. Ich frage mich immer, woran man das erkennen kann. Mein Trolley hat zumindest eine gewisse Patina, die man beim genaueren Hinschauen mehr oder weniger erkennen könnte, aber all die anderen wie neu aussehenden sauberen Köfferchen? Nicht mein Problem.
Und siehe da, es kommt ein ziemlich verschlissener schwarzer Trolley angepurzelt, ganz klar meiner, juhuu. Schwupps, Köfferchen gegrapscht, die anderen Wartenden triumpierend angeguckt und ab. So ist es halt, wer zuletzt kommt lacht zuerst.
So, und jetzt lege ich meinen Laptop wieder unter seine Folie und werkel weiter, denn die anderen warten schon ganz schön lange und nicht gerade mit ihrem schönsten Lächeln auf mich.
Hilfe, wir renovieren!
P.S.: Heute steht in der Bildzeitung, dass die nettesten Menschen leichter dick werden, seht ihr? Und wenn es schon in der Bild steht, muss es ja stimmen und die anderen konnten dieses kleine Peesschen auch noch abwarten, hihi. Ach, wie gerne renoviere ich doch …