Jetzt hamma den Dreck im Zigarettenschachterl …
Ja ja, Bayern liegt wirtschaftlich vorn, Bayern hat die schönsten Landschaften, Bayern hat die Berge und die Biergärten, Bayern hat das Oktoberfest, Bayern hat die meisten Touristen und Bayern hat die höchste Lebensqualität. Nach dem Motto mia san mia!
Das alles ist seit gestern 18.00 Uhr nicht mehr so. Mir san nimma mir. Wir werden, ob Raucher oder Nichtraucher, vom großen Mann bewacht, damit wir bloß nicht auf dumme Ideen kommen. Bavaria is watching U.
Gestern war ein schöner heißer Sommertag nach einem Vorabend, der es in sich hatte. Die Wahlbeteiligung zum Volksentscheid war entsprechend gering, der Ausgang der Wahl, des Entscheides, ist eine Ohrfeige für die Freiheit im Freistaat. Offensichtlich waren die Genießer unter uns und die Liberalen gestern am See und haben sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Jemand, der seine Pflicht zu erfüllen hat, komme was wolle, der ging zum Wählen.
Die emsigen Twitterer übertrumpfen sich in ihrem Hochgefühl der Macht. Da ist z.B. zu lesen, dass es doch super gut ist und zwar deswegen, weil ja im Bierzelt viele Eltern mit Kindern und sogar Kinderwägen seien. Diese Kinder seien dem Rauch ungeschützt ausgesetzt. Ich bin der Meinung, dass diese Kinder ihren Eltern ungeschützt ausgesetzt sind. Was hat ein Kind im Bierzelt zu suchen? Was hat ein Kind in einer Kneipe zu suchen? Was hat ein Nichtraucher in einer Lokalität zu suchen, in der Rauchen erlaubt ist? Warum dürfen wir nicht selbst entscheiden, wohin wir gehen und was wir machen? Der gläserne Mensch, kontrolliert und traktiert von Leuten, die denken, dass sie es besser wüssten.
Ein Raucher dröhnt sich ganz nebenbei nicht zu, der weiß, was er tut. Ginge es um totales Alkoholverbot an Orten, zu denen die Jugend Zutritt hat, wäre das eine geniale Idee. Ich weiß nicht, welche Steuer dem Staat mehr einbringt. Die Luxus- bzw. Alkoholsteuer oder die Tabaksteuer?
Selbstverständlich bin auch ich dafür, dass man an öffentlichen Plätzen, in Restaurants mit Essen, in Ämtern etc. nicht rauchen soll, aber die kleine Kneipe nebenan, in der 90 % Raucher rumhängen und ein paar wenige Nichtraucher, die das halt aushalten wollen und können, die geht kaputt. Auf dem Oktoberfest wird’s ganz lustig: Rein…Raus…Rein…Raus … Dieses Jahr hat der Bayer noch Schonzeit, weil die Wiesnwirte bereits im Aufbau ihrer Zelte begriffen sind, ein nichtraucherfreundlicher Umbau, will heißen, mehr Ein- und Ausgangsschleusen unter hermetischen Quarantänegesichtspunkten, ist zeitlich nicht mehr zu schaffen bis zur Wiesn 2010.
Leben und Leben lassen war einmal. Wäre es tatsächlich um ein rauchfreies Bayern gegangen, so hätte die Tabakindustrie das „Ihrige“ dazu im Vorfeld tun müssen, so hätte man über ein Verbot des Verkaufes von Tabakwaren nachgedacht. Das was wir jetzt erreicht haben, wird weder die Jugend noch die Raucher noch die Nichtraucher entscheidend schützen.
Die meisten Raucher würden auch gerne nicht rauchen. Die meisten Raucher sind aber süchtig und schaffen’s halt nicht, von heute auf morgen oder überhaupt aufzuhören. Die meisten Raucher sind in dieser Beziehung halt nicht so diszipliniert wie die anderen. Aber sie sind Menschen, sie zahlen Steuern, ziehen Kinder groß und erfüllen ihre Pflichten. Aber auch Menschen zweiter und dritter Klasse, zu denen Raucher degradiert wurden, haben Rechte.
Ab sofort müssen wir den Rauch vermehrt auf der Straße, in Biergärten, in Straßencafés und natürlich wieder vor den Türen und Toren der Gastronomie inhalieren.
Ich bin gespannt, wann der Volksentscheid zum Nichtraucherschutz für Biergärten, Straßencafés und in Autos kommt. Denn das würde mündigen Bürgern den letzten Rest ihrer Entscheidungsfreiheit nehmen und bald haben wir den totalitären Überwachungsfreistaat. Wir springen dann alle gesund und munter durch die Gegend und gehören der Menschenrasse an, die unsere Führung ausnahmslos wünscht. Alle anderen bekommen ein Brandmal und dürfen sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen.
Bavaria is watching U