Heute wird der Bundespräsident gewählt, Alt oder Jung?

Heute wird der Bundespräsident gewählt, Alt oder Jung?

Die Parteien sind sich auch in dieser Frage nicht einig.

Angela Merkel macht Christian Wulff aus den eigenen Reihen zu ihrem Wunschkandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Der von der Opposition ernannte Gegenkandidat Joachim Gauck, mitgeteilt von Sigmar Gabriel per SMS, erhält aber wahre Begeisterungsglückwünsche, selbst aus den Reihen von Schwarz-Gelb.Von der FDP erklären Abgeordnete, sie würden Gauck gerne wählen (dürfen). Die Macht von Angela Merkel bröckelt erneut.

Würde Wulff gewählt, wäre er der jüngste Bundespräsident in der Geschichte Deutschlands.

Als Kind wollte Christian Wulff, der vor knapp 2 Wochen 51 Jahre alt geworden ist, Busfahrer werden. Seine Kindheit war geprägt von Verlusten. Als er zwei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern. Der neue Partner der Mutter ließ die Familie ebenfalls im Stich und dann erkrankte die Mutter an Multipler Sklerose. Wulff kümmerte sich sowohl um die Mutter als auch um die 7 Jahre jüngere Schwester, er war fortan der Mann im Hause.

Während andere ihre Jugend ausleben und von Party zu Party rennen, studiert Wulff nach seinem Abitur mit der Note 1,9 Jura und kümmert sich um die Familie. Schon früh erkennt er das starre Bildungssystem und kämpft dagegen an. Mit gerade mal 19 Jahren geht er in die Politik, einer seiner Bewunderer ist Helmut Kohl. In der Politik findet Wulff das, was er bis dahin nicht hatte, einen sicheren Halt.

Er verliert Wahlen in NRW, aber gewinnt auch. Er lässt sich nicht abbringen von seinen Zielen. Ein Kandidat ohne Ecken und Kanten, vielleicht ein bißchen zuuuu nett.

Wulff würde Leben in die Bude bringen. Denn mit seiner zweiten Frau bringt er 2 kleinere und aus erster Ehe eine Teenager-Tochter mit. Im Schloss Bellevue müssten mit Sicherheit weitere bereits verstaubte Zimmer hergerichtet werden, wenn Familie Wulff einzöge.

Der andere, Joachim Gauck, Pfarrer, wäre der älteste Bundespräsident (bei der Wahl). Gauck ist mutig und greift ein, wo es gilt einzugreifen. Das hat er uns allen bewiesen, als er von 1990 bis 2000  Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde („Gauck-Behörde“) war. Er ist ja auch ein gebranntes Kind, als er dieses Amt 1990 antritt.

Vater Joachim ist Kapitän, wird 1951 von der Stasi abgeholt und wg. angeblicher „antisowjetischer Hetze“ zu zweimal 25 Jahren Arbeitslager in Sibirien verurteilt. Erst nach Adenauers Moskau-Besuch kehrt er 1955 aus Ulan-Ude am Baikalsee zurück – „abgemagert und ohne Zähne“. Das war Gaucks erste Begegnung mit dem Kommunismus.

Gauck ist überparteilich, er wird damit von dem Volk als neutral, objektiv und damit gerecht angesehen. Politische Entscheidungen, egal aus welchem Lager, würde Gauck ohne Parteiorientierungen, dafür aber mit viel pragmatischem Wissen und aus der Sicht des Volkes analysieren und behandeln. Zwar hat ein Bundespräsident nicht die Aufgabe, sich in die Politik einzumischen, dennoch ist dessen Meinung und Urteil zur Findung richtiger Wege nicht so einfach wegzudenken. Eine Einflussnahme ist es allemal.

Für Joachim Gauck wird das Leben in einer Diktatur zum prägenden Erlebnis. Er wird seit 1983 intensiv von der Stasi überwacht – sie geben ihm den Decknamen „Larve“. Diese totale Überwachung macht ihn zum Freiheitskämpfer an allen Fronten. Seine Geschichte ist ergreifend, seine Glaubwürdigkeit damit umso höher. Ein authentischer Kämpfer für Gerechtigkeit.

Gauck hat 4 Kinder mit einer Frau, mit der er noch verheiratet ist, lebt aber mit seiner Lebensgefährtin, einer Journalistin, zusammen. Gauck ist bis heute ein Privatmann und will es, sollte er nicht gewählt werden, auf jeden Fall bleiben.


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