Fristlose Kündigungen aus banalsten Gründen häufen sich
Kein Wunder, wie ich finde.
Jetzt darf z.B. „Emmely“ bleiben, die bereits fristlos gekündigt wurde wegen angeblichen Pfandmarkenbetruges in der unermesslichen Höhe von 1,30 €. Ja, was wird sie wohl für ein supertolles Klima an ihren Arbeitsplatz erwarten? Ach so ja, sie war ja schließlich auch die einzige Mitarbeiterin von Kaisers Tengelmann, die mal gestreikt hat, das geht gar nicht. Per Gerichtsbeschluss musste die Kündigung zurückgenommen werden. Im Falle von Tengelmann trifft es dieses Mal natürlich keinen Armen, daher begrüße ich diesen Beschluss, aber gibt es nicht auch kleinere Betriebe, die sich möglicherweise nur auf diesem Wege vor großen Abfindungssummen beschützen können?
Denn der in Deutschland nach wie vor geltende Kündigungsschutz ist unabhängig von der wirtschaftlichen Situation eines (meist kleineren mittelständischen) Betriebes. Und gerade dieser Kündigungsschutz hat nun zur Folge, dass ich beim Durchlesen von Stellenangeboten zu mehr als 90 % auf Stellenangebote stoße, die einen Arbeitsvertrag für 1 bis max. 2 Jahre bieten mit einem Gehalt, das an der untersten moralischen Grenze ist.
Auch das ist kein Wunder.
Würde man die Unternehmer durch den Kündigungsschutz in ihrer strategischen Personalplanung nicht entmündigen, würden diese sicherlich schneller, flexibler und häufiger Personal einstellen. Aber aus Angst davor, dieses Personal im Falle von Liquiditätsengpässen nicht, auch nicht kurzzeitig, ausstellen zu dürfen, wie das früher mal selbstverständlich war, werden sie gezwungen dazu, sich anders zu verhelfen.
Nicht, dass ich gegen hinreichenden sozialen Schutz für Angestellte bin, aber unser Mittelstand trägt zu über 80 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und stellt entsprechend das Personal und somit den Großteil der deutschen Steuerzahler.
Vergessen wir aber nicht, dass kein mittelständischer Unternehmer vor hat, Mitarbeiter möglichst schnell und sanft entlassen zu können, sondern eher das Gegenteil! Er stellt Mitarbeiter ein, um mit seinem Betrieb zu expandieren. Dass das nicht immer gelingt, muss jedem klar sein. Und genau deswegen plädiere ich für ein gelockertes Gesetz, zumindest im Handwerk und Mittelstand.
Nach 30jähriger Tätigkeit in einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen weiß ich sehr genau, wovon ich rede. Mitarbeiter mussten aufgrund schlechten Geschäftsganges entlassen werden und nicht aus Spaß! Trotzdem hat dieses ganze procedere über 1 Mio. € gekostet, da die Mitarbeiter auf ihre Rechte natürlich bestanden haben und entsprechende Abfindungen eingeklagt wurden.
Das Unternehmen, das bei besserem Geschäftsgang sicherlich wieder eingestellt hätte, ist daran zugrunde gegangen und musste die letzten 10 Mitarbeiter auch noch entlassen. Fazit aus dieser Geschichte ist, dass dem Fiskus und dem Staat Steuergelder verloren gegangen sind, dass ein Arbeitgeber weniger auf dem Markt ist und dass die Agentur für Arbeit jetzt für die letzten 10 entlassenen Mitarbeiter zusätzlich zur Kasse gebeten wird und diese 10 Mitarbeiter können in München vom Arbeitslosengeld I auch nicht leben!
Schade, denn das hätte vermieden werden können durch eine flexiblere Gestaltung des Kündigungsschutzes.
Anders ist das in der Industrie. Da werden Zigtausende für eine bessere Rendite entlassen, die Umsatzprognosen werden immer höhergeschraubt und niemand fragt, wer für diese Umsätze hart gearbeitet hat.
Es wird endlich wieder an der Zeit, den Mittelstand zu entlasten und nicht irgendwelche Industrie-Lobbies und deren Banken zu subventionieren, bezahlt zu 80 % vom Mittelstand, da dieser dem Staat die größten Steuereinnahmen beschert, aber wie lange noch?