Entscheidung über Rauchverbot in Bayern am 4. Juli 2010
Aus Rücksicht auf das Fußball-WM Finale wurde dieser Termin für den Volksentscheid zum absoluten flächendeckenden Rauchverbot in Bayern gewählt. Die Parteien wollen sich diesen Schuh verständlicherweise nicht mehr anziehen. Das ganze Hin und Her, die sich häufenden Kompromisse und Privilegien zum Wohle der Raucher: „der darf, der da darf nicht“ haben das Image weder der CSU noch der bayerischen Sozialdemokraten, die sich im Laufe der Jahre auch schon mal für eine Ausnahme vom strengen Rauchverbot – ausgerechnet in Jugendzentren – stark gemacht haben.
Eine Wies’n ohne Rauch in den Bierzelten? Wie sieht denn das aus? Da ergattert man, sollte man zufälligerweise überhaupt den Zutritt in ein Zelt gewährt bekommen haben, ein Plätzchen, nachdem man sich Schwarte an Schwarte an den Gangstehern, Breznverkäufern und masstragenden Kellnern vorbeigebaazt hat und plötzlich will man eine rauchen. Oje, oje, oje. Raus wird man zwar kommen, aber rein nimmermehr. Eine Lösung ist, dass alle Raucher ein Armbandl à la VIPs bekommen mit einem Totenkopf drauf, das sie zur Wiedereinfuhr berechtigt. Der Bandlhandl blüht, pro Zelt und Tag werden 10 000 Bandl benötigt.
Während Raucher so draußen steht und eine genießt, beginnt im Inneren des Zeltes der Riesentumult, weil der freigewordene Platz, die freigewordenen Plätze, von den anderen, die auf Platzsuche sind, schnell und gezielt angesteuert werden. „Sie, da sitzt doch seit mindestens einer halben Stunde koaner, so lang kann man doch nicht biesln, also rutschn’s a Stückerl, des is hier so üblich“.
Der Raucher kommt dank seines Totenkopfarmbandls wieder rein, sein Platz ist weg, seine Freundinnen und Freunde schauen verschämt, die „Neuen“ triumphieren. „Aber ich war doch nur eine rauchen?“
„Sehn’s jetzt endlich ein, wie schädlich das Rauchen ist?“ Und tatsächlich, dieses Argument zieht. Raucher nimmt sich vor, ab sofort nicht mehr zu rauchen, nächste Wies’n bleibt er auch an seinem Platz sitzen!
Aber da hat er sich geirrt.
Die Regierung möchte nämlich gerade mit den Tabaksteuern 13 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen. Ein riesiges Potenzial, die best denkbare Einnahmequelle. Jawohl. Die Antiraucherkampagne zum jetzigen Zeitpunkt ist eine großartige Idee, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: dreizehn Milliarden, dreizehntausend Millionen!
Die Bayern, wias halt so san, machen den Schmarrn nicht mit und hören mit dem Rauchen auf. Ein guter Schnupftabak tut’s ja auch.
Die Zusatzeinnahmen, stellt sich im Nachhinein heraus, belaufen sich gerade mal auf 4 Milliarden, die Tabakindustrie, einer der größten Geldbringer für den Staat, steht kurz vor der Pleite. Die fehlenden 9 Milliarden Euro nimmt der Staat jetzt auf die übliche Art und Weise ein, die Mehrwertsteuer wird auf 29 % heraufgesetzt, 1 l Benzin kostet 2, 49 Euro, die staatlichen Schulen verlangen Studiengebühren usw.
Am Ende kann es sich unser Raucher, der das nächste Mal auf der Wies’n auch sitzenbleiben will, eh nicht leisten, auf die Wies’n zu gehen und hat ganz umsonst aufgehört zu Rauchen. Er ist jetzt gesünder, er ist jetzt dicker und er hat sein Auto verkauft. Dafür verlässt er die Schule und geht direkt zum Amt und beantragt Hartz sieben.
Gratulation für diesen Megacoup! Und an alle: geht bitte zum Volksentscheid am 4. Juli 2010 und denkt darüber nach, für was Ihr Euch entscheidet. In diesem Sinne …